Ein Blick in die Vergangenheit
Bei "Oma Kleinsorge" wurde einst Emmerthaler Fußballgeschichte geschrieben
TSG gehört zu Gründungsmitgliedern der Kreisklasse/Bezirksaufstieg 1955
Unweit der Stelle, an der die Emmer in die Weser fließt, lag einst das Herz des Emmerthaler Fußballs. Nahe der Grenze zwischen Emmern und Kirchohsen gelegen zwischen Emmer und Bahnübergang befand sich der Sportplatz der TSG, die 1937 aus den Vereinen TSV Emmern (zuvor ATSV) und MTV Kirchohsen hervorgegangen war. In der Saison 1946/47 zählte die TSG Emmerthal zu den Pioniervereinen der Kreisklasse. Zuvor war auf Kreisebene lediglich eine sechs Mannschaften umfassende Frühjahrsmeisterschaft ausgespielt worden. Die Grün-Weißen sollten sich schnell in den oberen Gefilden der höchsten Spielklasse Hameln-Pyrmonts etablieren. 1954 wurde Deutschland in der Schweiz zum ersten Mal Fußball-Weltmeister. Dieser Triumph löste auch in Emmerthal eine wahre Fußball-Euphorie aus.
Der Besuch des sonntäglichen Spiels der TSG gehörte genauso zum Tagesablauf wie Kirchengang und Sonntagsspaziergang. Es war die Saison 1954/55, die die grün-weißen Fußballherzen höher schlagen ließ. Am 22. Spieltag feierte die TSG ihren bis dato größten Erfolg in der Vereinsgeschichte: Die Mannschaft um Kapitän Erich Wölke sicherte sich am 3. April 1955 durch ein 2:2-Unentschieden bei Schwalbe Tündern die Kreismeisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die Bezirksklasse. Hunderte mitgereiste Emmerthaler Schlachtenbummler feierten den Triumph. Hahn und Böss schossen die TSG-Treffer im Nachbarschafts-Duell. Im letzten Heimspiel besiegte die TSG den FSV Afferde nach Treffern von Ende (2), Hahn und Serwitzky mit 4:2. Nur acht Minuspunkte hatte der souveräne Kreismeister am Saisonende zu verzeichnen. Der Titel wurde daheim in Emmerthal im Vereinslokal bei „Oma Kleinsorge“ ausgiebig gefeiert. Bis in die Gegenwart sollte dem an Emmer und Weser gelegenen Verein nur noch zwei Mal (1972 und 1996) dieses Meisterstück gelingen.
Die gewonnene Kreismeisterschaft war übrigens der zweite TSG-Titel nach dem zweiten Weltkrieg. 1952 gewannen die Emmerthaler den Fritz-Mußmann-Pokal (vergleichbar mit dem heutigen Kreispokal) durch einen 3:0-Endspielerfolg gegen den TSV Klein Berkel. Damals hatten Serwitzky, Stöber und Hahn im Hamelner Stadion vor mehreren hundert Zuschauern für den Erfolg gesorgt. Heute steht ein Supermarkt an dem Ort, an dem einst lokale Fußballgeschichte geschrieben wurde. Die TSG hat im Ortsteil Emmern ihre neue Heimat gefunden. 1972 – dem Jahr des zweiten Kreistitels sowie Pokalgewinns) bekam der Verein hier eine Bezirkssportanlage errichtet – mit Hart- und Rasenplatz, Laufbahn und Tennisplätzen. Dazu ziert ein vorzeigbares Vereinsheim die schmucke Anlage, die sich mancher Landesligist wünschen würde. Seit dem letzten Abstieg aus dem Bezirk 1998 träumt man in Emmerthal vom Aufstieg und dass der „schlafende Riese“ an die Erfolge der lokalen Fußball-Helden von damals anknüpfen kann. Dann könnte im eigenen Clubheim gefeiert werden, denn auch das Gasthaus Kleinsorge ist heute Geschichte.